"Aufhebung" von Sonderbauverordnungen bei ingenieurmäßigem Brandschutzkonzept

Benutzer_197

Hallo Kollegen,

bisher war ich der Ansicht, dass man bei Erstellung eines Brandschutzkonzeptes unter Beachtung der Schutzziele aus §3 bzw. §14 MBO mit Kompensationsmaßnahmen, bei Nachweis der fehlenden Notwendigkeit einer in der Sonderbauverordnung geforderten Maßnahme oder ingenieurmäßigem Nachweis der Vertretbarkeit einer Abweichung von nahezu jedem Punkt einer Sonderbauverordnung befreit werden kann. Nun habe ich aber von Seiten einer oberen Bauaufsicht erfahren dass dieses nicht der Fall ist und die Sonderbauverordnungen, z. B. die VkVO grundsätzlich bei Vk-Stätten >2000m?, anzuwenden sind, auch wenn z. B. in einem Fliesenmarkt die Brandlast nahezu vollständig fehlt. Mich würde interessieren, wie dieses bundesweit gehandhabt wird. Dieses kann ja für Bauherren in ihrer Standortentscheidung von Interesse sein.

Ich freue mich auf Stellungnahmen aus möglichst vielen Bundesländern.

F. Fleischhauer

Benutzer_205

Hallo Herr Fleischhauer,

grundsätzlich ist eine Sonderbauvorschrift anzuwenden, wenn das Objekt für den Zweck bestimmt ist. Da können auch Fliesen dagegen nicht anhaben. Auch da gibt es übrigens Brandlast (Verpackungen, Paletten usw.) Man kann doch nicht alle 34 §§ der z.B. bayerischen VkV mit Abweichungen belegen. So viel Kompensation (die m.E. übrigens um ein Wesentliches teurer wäre) kann man doch gar nicht anbieten.

Stellen Sie sich vor - um wieder beim Beispiel Fliesenmarkt zu bleiben - dass so ein Laden in wenigen Jahren die Nutzung ändert und die ist dann genehmigungspflichtig. Was dann?

Wenn die eine oder andere Abweichung (in Bayern nach Art. 70 BayBO)notwendig ist, wird gewiß nichts dagegen einzuwenden sein.

Also: Ich hätte eine Sonderbauvorschrift nicht infrage gestellt.

etwas anderes wäre es allerdings, wenn das Gebäude nur eine kurze Zeit stehen soll (z.B. Verkaufszelt). Da muß aber gewährleistet sein, daß das Bauwerk wieder verschwindet. Denn nichts ist so beständig wie ein Provisorium.

Ich hoffe, ich habe mich richtig ausgedrückt.

Viele Grüße aus dem Süden

H. Klein

Benutzer_197

Hallo Herr Klein,

das man nicht die komplette z.B. VkVO komplett ausser Kraft setzt, habe ich auch nicht gemeint. Aber man muss doch jeden einzelnen Punkt für sich in Frage stellen können. Und natürlich hat eine mögliche Nutzungsänderung, z.B. von Fliesen auf Textilien, Auswirkungen auf den Brandschutz. Nur im Rahmen eines Nachweises nach MIndBauRL Teil 7 wird ja auch nur auf die aktuell vorgesehene Nutzung Rücksicht genommen. Jede Änderung der Brandlast hat hier auch Konsequenzen.

Und vielleicht muss man ja nicht immer teuer kompensieren: Wenn ich nachweise, dass die Flucht- und Rettungswege ausreichend lange sicher rauchfrei sind und der Brandabschnitt mit 2100 m? durch die Feuerwehr z.B. im Rahmen der MIndBauRL in F-0 beherschbar ist, was spricht dann z.B. in oben genanntem Fliesenmarkt gegen F-0 ohne technische Kompensation?

Mit freundlichen Grüßen,

F. Fleischhauer

Benutzer_149

Hallo Herr Fleischhauer,

abweichen kann man grundsätzlich nur von materiell-rechtlichen Anforderungen nicht aber von Geltungsbereichen oder Begriffsdefinitionen von Vorschriften. Also: Wenn Sie im Geltungsbereich der VkV sind gilt diese- ohne wenn und aber. Aber wenn Sie gute Argumente haben von deren (einzelnen) Anforderungen abzuweichen, können Sie dies entsprechend beantragen.

Grüße Lutz Battran

Benutzer_197

Hallo Herr Battran,

sehe ich genauso. Und wenn ich als Argument z. B. bezüglich der Btrandabschnittsgröße im Bezug auf den Feuerwiderstand die MIndBauRL bzw. die DIN 18230-1 heranziehe, so halte ich dieses für zulässig. Diese werden ja nur als Argumentationshilfe zum Vergleich genutzt und nicht als mitgeltende Vorschriften eingeführt. Oder gehe ich hiermit aus Ihrer, oder natürlich auch aus der Sicht anderer Kollegen zu weit?

Gruß,

F. Fleischhauer